Donnerstag, März 22, 2007

Privathochschulen schließen

Gleich zwei Private Hochschulen müssen wohl die Segel streichen: Die "International University in Germany" bei Karlsruhe und das "Stuttgart Institute of Management and Technology". Auch der Beiden gehen zwei Überlebenselixire aus: Studenten und Einnahmen.
Stellt sich die Frage, warum. Ein paar Notizen:
- Natürlich müssen derartige Einrichtungen ordentlich geführt werden. Vermutlich hatten die Leiter die Kompetenz nicht gerade mit Löffeln gefressen, und die Schließung oder Veräußerung ist einfach eine Folge mehrerer Management-Fehler. Wenn die Internationalisierung auf Kosten der Einnahmen vorangetrieben wird wie beim SIMT bleibt vielleicht nur ein Lottogewinn. Wer für ein paar Studenten ein repräsentatives Gebäute mietet, muss erstmal die Fixkosten decken.
- Derartige Schließungen sind jedoch normal. Bis ein ausreichender Stiftungs-Stock aufgebaut ist, muss man sich daran gewöhnen, dass Hochschulen genauso schließen können wie normale Firmen.
- Die kritische Masse an Studierenden wurde nicht erreicht. Damit fehlen dann auch Multiplikatoren, Werbeträger, Publikationen usw. Keine der genannten Einrichtungen konnte es schon national auf einen nennenswerten Bekanntheitsgrad bringen.
- Studiengebühren von 25000 Euro lassen sich in unserem Land derzeit einfach nicht rechtfertigen. Für diesen Preis geht man lieber "gleich nach USA". Die Einführung der 500 Euro Studienbeiträge wird daran wohl bis auf weiteres nicht viel ändern.
- Die staatlichen Universitäten sind aus der Elite-Diskussion zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung ein gutes Stück gestärkt worden. Solange keine private Hochschule diesen Status erreicht, wird dies auch weiter so bleiben. Und das, obwohl die nationalen Elite-Maßstäbe in internationalem Vergleich ziemlich ärmlich dastehen.
- Bleiben im Rennen: Um mal die Bekannteren zu nennen, die European Business School in Östrich-Winkel, die WHU in Koblenz, die IUB in Bremen, die Bucerius Law School in Hamburg, die Universität Witten-Herdecke, welche jedoch auch bereits in Turbulenzen geriet, nachdem die Medizinerausbildung vom Wissenschaftsrat scharf kritisiert wurde.
- Von "Elite", von der diese Hochschulen gern sprechen, wenn sie sich selbst meinen, kann allerdings keine Rede sein. Elite ist schließlich kein Prädikat , das man sich selbst verleihen kann.
- Immerhin hat sich der Anteil an privat Studierenden in 15 Jahren von 12000 auf über 40000 mehr als verdreifacht. Dennoch bleiben sie gegenüber den 2 Millionen Studierenden an staatlichen Universitäten immer noch eine Marginalie. Gerade jeder 50. Studierende ist an einer privaten Universität.
- Bleibt jedoch der Hauptpunkt: Eine Universität definiert sich durch zwei Assets: Geschichte und Stiftungskapital. Beides können die jungen Privatuniversitäten nicht bieten. Bisher hat es in Europa auch noch keine einzige Privatuniversität geschafft, der alten Garde von Oxford und Cambridge den Rang abzulaufen. Und wenn man an Deutschland denkt, denkt man immer noch als erstes an Heidelberg, die Humboldt-Universität, oder vielleicht noch die LMU. Und wenn, dann ihrer Geschichte wegen, oder der Zahl ihrer Nobelpreisträger. Für private Universitäten kommt das Stiftungskapital dazu, als Ersatz für ständige staatliche Leistungen. Wie kann man jemals die 20 Milliarden US-Dollar von Harvard erreichen oder die 10 Milliarden von Yale?

Wir brauchen aber ein kompetitives Nebeneinander von staatlicher und privater Forschung und Lehre. Wie beim Fernsehmarkt müssen diese beiden Systeme im gegenseitigen Wettbewerb stehen und sich gleichzeitig gegenseitig befruchten. Es wird noch einiges an politischer Gestaltung benötigen, um dies zu erreichen.