Mittwoch, Oktober 25, 2006

Erkältung

12 Monate war ich so gut wie erkältungsfrei. Ich hatte schon vergessen, wie sich das anfühlt. Davor bekam ich fünf Jahre lang immer öfter eine Halsentzündung, am Ende durchschnittlich alle 6 Wochen. Leider meist ohne Fieber und deshalb sehr langwierig. Teilweise 2 Wochen lang, mit ein bis zwei Rückfällen, wenn ich unvorsichtigerweise schon am Tag ohne Symptome wieder in den Normalzustand gewechselt bin.
Warum es mich immer wieder befällt, weiß ich nicht. Es fängt immer an den Seitensträngen an, jenem Teil des Lymph-Systems, der neben den Mandeln ist, und befällt dann den hinteren Rachenraum. Bleibt es unbehandelt oder spreche ich an dem Tag sehr viel, geht es die Luftröhre hinunter zum Kehlkopf. Dann wird es wirklich ärgerlich, da Schlucken dann mit einem hinunter wandernden Schmerz begleitet wird. In leichter Form bleibt es ein Kratzen im Hals und Schluckbeschwerden, doch oft kommt eine Form von "Dizziness" hinzu, die klares Denken unmöglich macht. Manchmal geht es in die Nebenhöhlen, dann schmerzt es, wenn man sich nach vorne beugt. Vereitern sie, kommt es zusätzlich zu mittlerem bis starkem Kopfschmerz. Dann braucht man ärztliche Unterstützung. Selten kommt eine Bronchitis dazu, dann wird es auch leicht fiebrig. Doch nur ganz selten entzünden sich die Mandeln und noch weniger werden sie eitrig - nur dann hat man es mit Bakterien zu tun, und nur dann hilft ein Antibiotikum. In allen anderen Fällen kann man den Körper zwar unterstützen, indem man zusätzliche Erreger aus dem Rachenraum fernhält, aber prinzipiell ist es eine Viruserkrankung, mit der nur das Imunsystem des Körpers fertigwerden kann (und muss). Würde er einen Fieberschub auslösen, wären die Viren in kürzester Zeit kaputt. Ohne Fieber kann es bis zu zwei Wochen dauern.
Hier eine Auflistung der Maßnahmen und Mittelchen, die sich als nützlich erwiesen haben:
  • Schlaf: "Einmal um die Uhr schlafen", heißt es. Schlafen hat bei mir nur selten geschadet und in den meisten Fällen eine erhebliche Verbesserung gebracht.
  • Tees: Verschiedene natürliche Nahrungsmittel enthalten antibakterielle Substanzen zum eigenen Schutz. Sie können dem Körper helfen, wenn sie als Tee verabreicht werden. Dazu gehören: Milch, Honig, Ingwer, Salbei. Meine persönlichen Favoriten sind frischer Ingwer, klein geschnitten, aufgebrüht und mit Honig versetzt, oder Honigmilch. Honig gilt heutzutage als wahres Wundermittel: Auf Wunden geschmiert, hilft er, den Heilungsprozess auf einen Bruchteil zu verkürzen - allerdings nur, wenn er nicht zu sehr behandelt wurde. Leider leidet Supermarkt-Honig an der Globalisierungskrankheit: Die meisten Honigmarken wie Breitsamer scheinen nur noch Marketingfirmen zu sein, die von einem großen globalen Honigtopf ihr Zeug einkaufen. Egal, wo man in Europa Honig kauft, meist stammt er "aus EG- und nicht-EG-Ländern", eine tautologische Aussage, der höchstens noch durch "aus EG- und südamerikanischen Ländern" eingeschränkt wird. In einem Bericht über Medihoney, einem speziell für Wundheilung behandelten Honig, wurde darüber berichtet, dass normale Honige ihrer wundheilenden Funktion beraubt worden seien, durch Pasteurisieren o.ä. Was davon Wahrheit und was PR des Honigherstellers ist, weiß ich nicht. Am besten scheint es mir, lokalen und möglichst naturbelassenen Honig zu kaufen, z.B. "Honig aus Söcking" im Bioladen.
  • Ballaststoffe: Beim Essen wirken sie als Schaber, die die Halswand ein Stück weit von Erregern befreien.
  • Vitamine: Jeder sagt, Vitamin C würde sehr bei Erkältung helfen. Ich persönlich habe dies noch nie direkt beobachtet, vielleicht aber auch, weil man es wenn, dann immer mit anderen Maßnahmen kombiniert. Grundsätzlich nimmt man durch gesunde Ernährung wahrscheinlich schon genug Vitamine auf, als dass zusätzliche Darreichungen noch viel bringen würden.
  • Ruhe: Das Stresshormon Cortisol wird als Immundämpfer. Die Ausschüttung von Cortisol sollte daher vermieden werden, indem man sich in eine stressarme Umgebung begibt. Leider ist auch geistige Arbeit eher hinderlich. Ich tendiere dazu, fernzusehen, zu lesen oder an diesem Blog zu schreiben, während ich im Bett liege.
  • Zink: Ein Spurenelement, von dem wir eher zu wenig aufnehmen. Kann lokal die Entzündung hemmen, wenn es über eine Lutschtablette aufgenommen wird
  • Selen: Noch so ein Spurenelement. Zink und Selen soll man zu unterschiedlichen Tageszeiten einnehmen, hat mir ein Arzt gesagt, weil ihre Wirkung sich gegenseitig abschwächt.
  • ASS/Aspirin: Hemmt die Entzündung und sorgt für besseren Blutfluss, wodurch (meiner Laienweisheit nach) die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Antikörper/weiße Blutkörperchen am Hals ihre Arbeit verrichten.
  • Echinacea stärkt die Abwehrkräfte und kann auch lokal als Sprühdose auf den Hals aufgetragen werden. Ob das wirklich hilft, kann ich allerdings nicht sagen.
  • Jod ist ein ganz gutes Mittel zum Gurgeln alle paar Stunden. Das Produkt heißt Betaisodona und hat bei mir schon oft deutliche Linderung, wenn auch nicht Heilung, bewirkt. Der Jodschock ist natürlich nicht so toll für die Schilddrüse, man sollte es also nicht übertreiben.
  • Schließlich gibt es noch ein Sprühmittel, dessen Name mir gerade entfallen ist. Das ist pure Schulmedizin, ein chemischer Wirkstoff, der lokal antibiotisch wirkt, aber das letzte Mittel, wenn sich die Entzündung in Richtung Luftröhre bewegt.
  • Da langes Liegen dem Kreislauf schadet und das die Heilung aufhält, hat sich bei mir leichter Sport am Ende der Erkrankung oder bei ersten Anzeichen als außerordentlich hilfreich erwiesen. Hier muss man aufpassen, weil dies Berichten nach zum Übertritt von Viren aus den Schleimhäuten (Hals, Darm) in die Blutbahn und dann zum Einnisten in den Herzmuskel führen kann - mit bis zu tödlichen Folgen. Aber das ist wohl nur der Fall, wenn man sich bei einer akuten Erkrankung dem Leistungssport hingibt. Leichter Sport heißt: Erhöhung der Herzfrequenz, aber kein Verausgaben. Nicht zu lang, nicht zu kurz. Bei 70% der Leistungsgrenze. Sport härtet ab: Selbst in der Zeit, wo ich sehr oft krank war, hatte ich in den zwei Wochen nach einem Skitag keine Probleme. Normalerweise ist es am Tag nach dem Sport etwas schlechter, um danach für einige Zeit (mindestens eine Woche) auf ein höheres Level zu kommen. "Mein" Sport (Skifahren) hat außerdem den Vorteil, dass man in nahezu keimfreier Umgebung seine Lunge durchpustet und von allerlei Dreck befreit. Sport als Ausgleich und Entspannung senkt auch den Stresszustand und wirkt daher therapeutisch, solange Abnützung und Erschöpfung nicht überhand nehmen. Auch gut: Tanzen. Nur, dass verrauchte Räume, die Erreger anderer Leute und Schwitzen hier eher kontraproduktiv wirken.
  • Kleidung: Wollsachen in der Wohnung haben sich für mich als kontraproduktiv erwiesen, zumeist kommt es zu Hitzestau, was der Genesung stark abträglich ist. Hier lieber Baumwolle und einen guten Schal.
  • Salben: Auf die Brust aufgetragen. Damit habe ich in den letzten Jahren keine Erfahrung gemacht.
  • Wasser: Viel Trinken, ständig Tees in Reichweite. Sorgt für das Ausspülen von Stoffen und verhindert eine Schwächung des Immunsystems durch Flüssigkeitsmangel
  • Schließlich, der psychische Faktor: Ich habe es erlebt, dass sich innerhalb von 1 bis 2 Stunden eine deutliche Verbesserung ergeben hat, wenn ich mich mit Haut und Haaren dazu entschlossen hatte, gesund zu werden. In anderen Fällen hat es nicht funktioniert, z.B. wenn die Krankheit gerade erst ausgebrochen war.
Überhaupt keine Wirkung (mehr) haben bei mir homöopatische Mittel oder Meditonsin. Dafür weiß ich wahrscheinlich zu viel, und bin wahrscheinlich zu sehr wissenschaftlich beeinflusst, so dass der Placeboeffekt nicht mehr eintritt.

Vorbeugung: Ich kann nur jedem empfehlen, den Körper gegenüber Temperaturschwankungen zu stählen. Der Mensch ist im Prinzip darauf eingerichtet, ohne Heizung zu leben. Für mich persönlich war die Einführung einer täglichen Stimulation des Immunsystems durch kalte Duschen der Ausweg aus meinem ständigen Krankheitszustand. Auch Bewegung in kalter Umgebung macht Sinn, solange man nicht einfriert und sich danach mit einem heißen Tee wieder aufwärmt.

Dieses Mal war es leider wieder so, dass ich ein leichtes Kratzen im Hals gespürt und nicht darauf reagiert habe. Ich war mit einem Problem beschäftigt, dass mich so gefesselt hat, dass ich nicht gemerkt habe, wie ich eingefroren bin. Das ist seltsam: Da sitzt man dann am Rechner, reibt sich die frierenden Füße, aber kann sich nicht davon losreißen. Vielleicht klappt es nächstes Mal, wenn man sich klarmacht, dass sich in der Zeit von 15 bis 20 Uhr die Viren wahrscheinlich alle halbe Stunde verdoppelt haben. Das entspricht einer Vertausendfachung in fünf Stunden.